Herkunft und angemessene Grenzen der Ernährungstherapie
Der Begriff „Ernährungstherapie“ hat eine lange Geschichte und findet sich bereits in den Schriften „Huangdi Neijing“ und „Shennong Bencao Jing“ mit der Idee „Essen zur Vorbeugung von Krankheiten“. Die traditionelle chinesische Medizin betont, dass „Medikamente und Nahrungsmittel die gleiche Quelle haben“ und glaubt, dass bestimmte Lebensmittel eine gewisse Wirkung auf die Stärkung, Regulierung und das Gleichgewicht des Körpers haben. Diese Auffassung hat in der historischen Perspektive und in der Erfahrung unter dem Hintergrund des Mangels an medizinischen Ressourcen in der Antike tatsächlich ihren Wert.
Die moderne Ernährungswissenschaft erkennt ebenfalls an, dass die Ernährungsstruktur eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Prävention und Rehabilitation von chronischen Krankheiten spielt. Zum Beispiel hilft Ballaststoff, den Blutzucker zu kontrollieren, das Verhältnis von Kalium zu Natrium kann den Blutdruck beeinflussen, und Antioxidantien wie Vitamin C und E können den Zellalterungsprozess verlangsamen. Diese Wirkungen sind jedoch oft langfristige unterstützende Maßnahmen und keine direkten heilenden Interventionen.
Kurz gesagt: Lebensmittel sind die Grundlage für die Erhaltung der Gesundheit, haben jedoch nicht die „medikamentöse“ Wirksamkeit zur Heilung von Krankheiten. Insbesondere bei klaren Krankheitsveränderungen wie Diabetes, Tumoren oder Virusinfektionen reicht eine alleinige Ernährungsintervention nicht aus, um den Krankheitsverlauf umzukehren. Wenn man auf medizinische Behandlungen verzichtet, kann dies zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands und schwerwiegenden Folgen führen.
Der Mythos der „Wunderlebensmittel“: Warum gibt es so viele Fälle von Fehlinformationen?
Im Alltag gibt es häufig Fälle, in denen die Behandlung aufgrund des Glaubens an die „Spezialwirkung“ bestimmter Lebensmittel verzögert wird. Zu den häufigsten Missverständnissen gehören:
1. Bittergurke als „Zucker senkende Medizin“
Herr Li leidet an Typ-2-Diabetes und hörte von einem Nachbarn, dass „Bittergurke den Blutzucker senken kann“, also begann er, jeden Morgen und Abend rohe Bittergurkenscheiben zu essen und stellte sogar die Einnahme von oralen Antidiabetika ein. Nach einigen Wochen traten Schwindel und Müdigkeit auf, und bei einer Untersuchung im Krankenhaus wurde ein Blutzuckerwert von 18 mmol/L festgestellt, was auf eine drohende ketoazidotische Krise hinwies. Der Arzt stellte fest: Bittergurke hat zwar einige Forschungsergebnisse zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit, kann jedoch keinesfalls als Ersatz für Medikamente dienen und kann den Blutzuckerspiegel nicht präzise kontrollieren.
2. Datteln und Goji-Beeren heilen alle Krankheiten?
„Datteln stärken Qi und Blut, Goji-Beeren fördern die Leber und verbessern das Sehen“ – diese Werbeslogans sind weit verbreitet, und viele Frauen konsumieren sie bei Anämie oder Menstruationsunregelmäßigkeiten, ohne zu berücksichtigen, ob sie an anämischen Erkrankungen, hormonellen Ungleichgewichten oder strukturellen Veränderungen wie Myomen leiden. Eine 30-jährige Patientin verwendete über einen längeren Zeitraum Datteln und Astragalus zur „Blutauffüllung“ und ignorierte dabei einen konstant niedrigen Hämoglobinwert, bis schließlich eine mittelschwere thalassämische Anämie diagnostiziert wurde, wodurch die beste Interventionszeit verpasst wurde.
3. Knoblauch gegen Helicobacter pylori?
Studien haben gezeigt, dass Knoblauchextrakt in vitro eine gewisse hemmende Wirkung auf Helicobacter pylori hat, weshalb einige Hausmittel behaupten, „Knoblauch sei ein natürliches Antibiotikum“. Doch in der komplexen Umgebung des Magens erreicht diese hemmende Wirkung nicht die Standards eines Antibiotikums, und einige Patienten, die sich weigerten, eine reguläre Eradikationstherapie durchzuführen, entwickelten eine Gastritis, die sich zu einer atrophischen Gastritis oder sogar zu präkanzerösen Veränderungen entwickelte.
Diese Fälle zeigen einen gemeinsamen Punkt: Lebensmittel können als unterstützende Maßnahmen dienen, ersetzen jedoch nicht die medikamentöse Behandlung und können nicht als einzige Interventionsmethode verwendet werden.

Die funktionalen Bestandteile von Lebensmitteln sind nicht gleichbedeutend mit klinischer Wirksamkeit
In der Ernährungswissenschaft werden tatsächlich die funktionalen Eigenschaften bestimmter Lebensmittelbestandteile untersucht, zum Beispiel:
Schwefelverbindungen in Zwiebeln und Knoblauch haben ein gewisses entzündungshemmendes Potenzial;
Anthocyane in Brombeeren und Heidelbeeren haben antioxidative Eigenschaften;
Teepolyphenole zeigen in Tierversuchen antitumorale Aktivität.
Aber der Weg von „einem bestimmten Bestandteil hat eine Wirkung“ zu „das Essen dieses Lebensmittels kann Krankheiten heilen“ ist sehr weit:
Inhaltsstoffproblematik: Die aktiven Bestandteile in tatsächlichen Lebensmitteln liegen weit unter der Medikamentendosis;
Aufnahmeeffizienz: Nährstoffe können im Körper möglicherweise nicht vollständig aufgenommen oder schnell metabolisiert werden;
Stoffwechselwege: Viele Bestandteile sind in vitro wirksam, verlieren jedoch in der komplexen Umgebung des menschlichen Körpers ihre Aktivität;
Schwierigkeiten bei Nebenwirkungen: Einige Lebensmittel können bei bestimmten Personengruppen Allergien oder Wechselwirkungen mit Medikamenten hervorrufen.
Zum Beispiel werden Isoflavone aus Sojabohnen als „pflanzliche Östrogene“ beworben, die „die Brustdrüsen schützen und die Menopause verhindern“ können, aber zahlreiche Studien zeigen, dass ihre Wirkung weit hinter der von echten Hormonmedikamenten zurückbleibt, und eine übermäßige Aufnahme kann das Hormonsystem stören. Ebenso kann Honig, obwohl er Wasserstoffperoxid und einige antimikrobielle Faktoren enthält, Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen nicht ersetzen.
Die „funktionalen Bestandteile“ von Lebensmitteln sind nicht gleichbedeutend mit „funktionalen Lebensmitteln“ und können erst recht nicht mit „medikamentösen Heilmitteln“ gleichgesetzt werden.
Die richtige Kombination von medizinischen Interventionen und Ernährungsanpassungen
Obwohl „Ernährungstherapie kann die medikamentöse Therapie nicht ersetzen“ eine grundlegende Regel ist, bedeutet dies nicht, dass Ernährungsanpassungen wertlos sind. Der richtige Weg sollte sein: Auf der Grundlage einer klaren Diagnose und Behandlungsstrategie eine wissenschaftliche Ernährung zur Unterstützung der Therapie zu verwenden, um die Behandlungseffizienz und die Lebensqualität zu verbessern.
Einige Ernährungsempfehlungen für häufige Krankheiten sind wie folgt:
Patienten mit Bluthochdruck
Die DASH-Diät (niedriger Natriumgehalt, hoher Kalium-, Kalzium- und Magnesiumgehalt, reich an Obst und Gemüse, fettarme Milch) kann zur Blutdrucksenkung beitragen. Wenn man durchhält, kann die Medikation bei einigen Patienten mit frühem Bluthochdruck entsprechend reduziert werden, aber eine vollständige Absetzung der Medikamente ist nicht möglich.
Patienten mit Gastritis
Vermeiden Sie scharfe, reizende, zu heiße oder zu kalte Lebensmittel, regelmäßige Mahlzeiten können tatsächlich helfen, die Magenentzündung zu lindern. In Kombination mit medizinischen Medikamenten (wie Protonenpumpenhemmern) kann der Zustand stabilisiert werden.
Patienten mit Lebererkrankungen
Eine angemessene Kontrolle der Fett- und Eiweißaufnahme sowie eine Erhöhung der Zufuhr von Antioxidantien (wie Vitamin E und Carotinoiden) können die Wiederherstellung der Leberfunktion unterstützen, sollten jedoch mit dem Arzt über den Ernährungsplan abgestimmt werden.
Krebspatienten
Während der Behandlung ist es wichtig, eine ausreichende Kalorien- und Eiweißzufuhr sicherzustellen, um die Nebenwirkungen der Behandlung, wie Appetitlosigkeit und gastrointestinale Symptome durch Strahlen- oder Chemotherapie, zu lindern. Ernährungsinterventionen können die Verträglichkeit der Behandlung verbessern und die Prognose verbessern.
Diese Strategien betonen gemeinsam eine Sache: Die Ernährung kann die Medizin unterstützen, aber sie kann nicht „allein fliegen“.
Warum zieht die Öffentlichkeit „Mythen der Ernährungstherapie“ vor? Psychologische Motive dahinter
Die Vorliebe der Menschen für „natürliche“ und „nebenwirkungsfreie“ Nahrungsmitteltherapien ist nicht unbegründet. Hinter diesem Phänomen stehen mehrere psychologische Faktoren:
Angst vor Nebenwirkungen
Die Beipackzettel einiger Medikamente sind voll von Nebenwirkungen, die einschüchternd wirken, viele Menschen befürchten, dass „Medikamente Leber und Nieren schädigen“, und hoffen, durch Lebensmittel Risiken zu vermeiden.
Misstrauen gegenüber dem Gesundheitssystem
Einige Menschen wenden sich nach Erfahrungen mit Fehldiagnosen, Überbehandlungen und ungleichen medizinischen Ressourcen an „alternative Wege“ und glauben, dass Hausmittel und Ernährungstherapie besser sind als Krankenhausbehandlungen.
Überlastung durch Informationen in sozialen Medien
Die in Kurzvideos, Artikeln und Gruppenchat verbreiteten „Wunderlebensmittel“ und „Gesundheitstipps“ sind oft einfach und grob und mangeln an Beweisen, werden jedoch aufgrund ihrer leichten Verständlichkeit weit akzeptiert.
Streben nach Kontrolle
„Täglich Ingwertee trinken, um nicht zu erkältet zu werden“ oder „Schwarzes Sesam zur Vorbeugung von grauen Haaren essen“ – solche Verhaltensweisen sind leicht umzusetzen und vermitteln das Gefühl „Ich habe die Kontrolle über meine Gesundheit“, was Ängste lindert.
Das Problem ist jedoch, dass diese psychologische Abhängigkeit, wenn sie mit dem Krankheitsmanagement verbunden ist, leicht zu Fehlurteilen im Verhalten führen kann. Übermäßiges Vertrauen in die Vorstellung „gut essen kann Krankheiten heilen“ ist in Wirklichkeit eine Risikoverlagerung, die die Kontrolle über den Gesundheitszustand an falsche Informationsquellen abgibt.
Wissenschaftliches Vertrauen wiederherstellen: Informationsfilterung und Verbesserung der Gesundheitskompetenz
Angesichts der Vielzahl an Ernährungs- und Gesundheitsinformationen wird der Aufbau wissenschaftlicher Kompetenzen besonders wichtig. Die folgenden Punkte können der Öffentlichkeit helfen, in die „Fehlinformationen der Ernährungstherapie“ nicht zu geraten:
Quellen überprüfen
Bei der Suche nach Gesundheitsinformationen sollten vorrangig Materialien von medizinisch fundierten Institutionen wie „The Lancet“, „New England Journal of Medicine“, der Chinesischen Gesellschaft für Ernährung und offiziellen Plattformen wie der Nationalen Gesundheitskommission konsultiert werden.
Vorsicht vor „Allheilmittel“-Werbung
Jedes Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, das „universelle Wirksamkeit“ beansprucht, ist nahezu unzuverlässig. Die Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien hat oft Grenzen und Einschränkungen.
Aktiv über Ernährungspräferenzen kommunizieren, wenn man medizinische Hilfe sucht
Wenn jemand spezielle Ernährungstherapien hat, sollte er den Arzt oder einen registrierten Ernährungsberater konsultieren, um zu klären, ob dies mit der bestehenden Behandlung in Konflikt steht und um professionelle Ratschläge zu erhalten.
Die Gesundheitskompetenz der Familie erhöhen
Viele ältere Menschen sind an Ernährungstherapie und Hausmittel interessiert und benötigen Geduld von ihren Kindern, um sie über falsche Informationen aufzuklären. Ein Beispiel ist, dass junge Menschen entdeckten, dass ihre Eltern täglich eine bestimmte „herzschützende Sojamilch“ konsumierten, die tatsächlich aus irreführend beworbenem Kräuterpulver bestand, und sie rechtzeitig davon abbrachten, um potenzielle lebertoxische Nebenwirkungen zu vermeiden.
„Nahrungsaufnahme“ wieder in „alltägliche Nährstoffunterstützung“ umwandeln
Eine Veränderung der Sprachgewohnheiten kann auch die Denkweise verändern. Zum Beispiel sollte man nicht sagen „dies heilt Krankheiten“, sondern „dies unterstützt die Genesung des Körpers“.