Auf dem Abschlussfoto von damals standen drei Mädchen aus der 11. Klasse einer gewöhnlichen Mittelschule am Stadtrand Schulter an Schulter, ihre Gesichter strahlten vor der einzigartigen Lebendigkeit und Erwartung der Jugend – Yun, Jun, Ru. Doch die Fäden des Schicksals wickelten sich leise um sie und führten sie auf jeweils unterschiedliche Lebenswege.
Yun war damals schon auf Medizin fixiert, später bestand sie die Aufnahmeprüfung für eine medizinische Fachschule und erlangte nach außergewöhnlich hartem Lernen die Arzthelferlizenz. Sie widmete sich ganz der weißen Welt im Krankenhaus, pendelte täglich zwischen Stationen und Notaufnahmen, um anderen zu helfen, ohne zu merken, wann sie die Wärme ihres eigenen Herdes vernachlässigte. Zu Hause breitete sich allmählich Frost aus, bis eines Tages ihr Mann mit unlösbaren Beschwerden ging. Yun hatte nie ihre Haare gefärbt, und mit über fünfzig Jahren war ihr Kopf bereits schneeweiß, die silbernen Strähnen wie Frost auf der Stirn, doch unter dem grellen Licht der Arztpraxis schimmerten sie in einem kalten, schwachen Licht. Ihr Sohn wuchs in den Jahren der Vernachlässigung heran, ohne akademischen Erfolg und mit einem Job, der nicht lange hielt; sie unterstützte stillschweigend das wackelige Zuhause mit ihrem unermüdlichen Gehalt. Eines Nachts, gerade als sie einen schwerkranken Patienten behandelt hatte, lehnte sie erschöpft an der kalten Wand, als plötzlich ihr Handy klingelte. Die betrunkene Stimme ihres Sohnes kam von der anderen Seite: „Mama, ich bin gegen die Leitplanke gefahren...“ Diese Welt fühlte sich an wie in Eiswasser getaucht, es gab keinen einzigen Ort, an dem sie atmen konnte.
Jun studierte nach dem Abschluss an einer Fachschule für Finanzen und erreichte schließlich die Position der Finanzmanagerin, dank ihrer Bodenständigkeit und Sorgfalt. Ihre Lebensbilanz schien glänzend, doch im Inneren verbarg sich längst ein Verlust – zwischen ihr und ihrem ingenieurwissenschaftlichen Ehemann schien ein lautlos fließender Gletscher zu liegen. Die Welt ihres Mannes war geprägt von präzisen Formeln und Daten, während Jun emotionalen Bedarf wie Staub außerhalb der Formeln verstreut hatte, der nie in seine Berechnungen einfloss. Sie schluckte lange Zeit Bitterkeit und Ungerechtigkeit hinunter, wie uneinbringliche Schulden, die Tag für Tag tief in ihrem Herzen ansammelten. Bis eines Morgens, als ihre Fingerspitze zufällig auf den unerwarteten harten Knoten an ihrer Brust stieß, als wäre sie elektrisiert – das war die kalte Perle des Schicksals, die in ihrem Inneren unbarmherzig die Alarmglocken läutete. Die drei Worte „Brustkrebs“ auf dem Diagnosebericht ließen schließlich all ihre „zu ertragenden Ungerechtigkeiten“ und „zu empfangenden Zuneigungen“ in ihrem Lebensbuch gleichzeitig zusammenbrechen und auf Null zurücksetzen. Nach der Operation lag sie im Krankenhausbett, das Sonnenlicht draußen blendete sie, und sie fühlte zum ersten Mal tief, dass das Leben nicht eine kalte Berechnung war, sondern eine Reise, die nicht wiederholt werden konnte und echte Hingabe erforderte.
Ru war in der Schulzeit immer eine Spitzenkraft in den Geisteswissenschaften und trat folgerichtig in das Fachgebiet der chinesischen Sprache und Literatur ein. Nach dem Abschluss arbeitete sie als Sekretärin in einer Versicherungsgesellschaft. Sie schien von Natur aus zu verstehen, wie man die Kunst des Lebens führt. In ihrer Freizeit zeichnete sie sorgfältig ihre Augenbrauen und Augen, kombinierte ihre Kleidung mit Bedacht, und die Einrichtung ihres Hauses war wie ihre sorgfältig ausgearbeiteten Texte, voller wohltuender Wärme. Nach ihrer Pensionierung wurde Ruis Leben immer mehr wie ein ruhiger Fluss: Morgens ging sie ins Teehause, wo der Dampf aus dem Dampfkorb ihre tägliche Ouvertüre war; nachmittags saß sie in einem Café, umgeben von aromatischem Dampf, und las ein Buch, um die Zeit zu vertreiben; gelegentlich reiste sie mit ihrem Mann weit weg, und die Landschaftsfotos in ihrem Freundeskreis waren stets mit einem sanften Lächeln versehen. Sie mied bewusst das geschäftige Treiben in der Klassengruppe, als ob sie absichtlich bestimmten schweren Themen entkommen wollte, und bewahrte nur die Ruhe und den Schutz ihrer eigenen kleinen, feinen Festung. Ihr Glück war wie Porzellan, die Oberfläche glatt, doch sie musste es täglich vorsichtig abstauben, aus Angst, dass ein kleiner Riss heimlich sich ausbreitete.
Im tiefen Winter des letzten Jahres, dreißig Jahre nach dem Abitur, trafen sich die alten Klassenkameraden endlich wieder. Yuns schneeweißes Haar fiel in der Menge besonders auf, ihr Gesicht trug die Müdigkeit des Berufs, doch es war auch von einer unzerstörbaren Zähigkeit geprägt. Jun trug eine elegante Perücke, ihr Lächeln war sanft, doch zwischen ihren Augenbrauen schimmerte eine Klarheit und Distanz nach großen Katastrophen. Ru hingegen strahlte, war geschmackvoll gekleidet, und in ihren Gesprächen schwang eine unverwüstliche Eleganz mit, die von der Zeit nicht abgetragen worden war. Die drei saßen um einen Tisch, lächelten und plauderten, doch zwischen ihnen lag der tiefe Graben, den dreißig Jahre Zeit gegraben hatten, und der sich nicht leicht überbrücken ließ. Zwischen ihnen schwebte eine unsichtbare Fremdheit, die aus den unterschiedlichen Handlungen und Dialogen in ihren Lebensdrehbüchern resultierte, was es ihnen erschwerte, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Yun, Jun, Ru, drei ehemalige Klassenkameraden, deren Lebenswege sich lautlos im Fluss des Schicksals gabelten. Yuns schneeweißes Haar, unberührt von Farbe, ist die Rüstung, die sie auf dem Schlachtfeld des Lebens nie abgelegt hat, oder ist es die Unordnung, die in den bedrängten Jahren nicht geschmückt werden konnte? Juns Gelassenheit nach den Prüfungen von Leben und Tod ist letztlich eine Erleuchtung oder die Blässe, die nach dem gewaltsamen Entzug von Lebensenergie zurückbleibt? Ruis sorgfältig errichtete Oase des Friedens hat sie wirklich das Ufer des Glücks erreicht, oder trennt sie nur ein unsichtbarer Vorhang von der rauen Wahrheit des Lebens?
Das Schicksal hat Yun, Jun und Ru tatsächlich drei Materialien von unterschiedlicher Beschaffenheit gegeben. Yun hält einen schweren, hartnäckigen Stein in der Hand, Jun hat Holz mit dunklen Flecken erhalten, und Ru hat glattes Porzellan empfangen – sie haben mit ihren jeweiligen Charakteren und Entscheidungen in den Tiefen der Zeit stillschweigend an ihren eigenen Lebensformen gearbeitet, die schließlich ganz unterschiedlich geformt wurden. Diese Formen können nicht einfach mit weltlichen Maßstäben gewogen werden, um zu bestimmen, was schwerer oder leichter ist, und es ist auch schwierig, sie grob mit den Worten „Erfolg“ oder „Misserfolg“ zu kennzeichnen.
Das Leben ist wie ein Boot, das am gleichen Ufer beginnt und schließlich an verschiedenen Anlegestellen auseinander driftet. Unter dem scheinbar vorbestimmten Kurs verbergen sich in Wirklichkeit unzählige subtile Entscheidungen – jede stille Wahl, jede innere Wende formt leise die Konturen des Lebens neu. Yuns silberne Strähnen reflektieren unter dem Operationslicht den Glanz des Lebensrettens, Juns Gelassenheit birgt die Weisheit des Überlebens nach der Katastrophe, und der Rand von Ruis Kaffeetasse spiegelt auch ihre eigene Morgen- und Abendruhe wider.
An den Lebenskreuzungen trägt jeder seine eigenen Sterne und Stürme und geht einsam weiter. Letztendlich liegt die Antwort auf den Wert des Lebens nicht im lauten Urteil, sondern tief verborgen im Licht, das von der unvergänglichen Lampe in der Seele eines jeden Menschen strahlt, während er die lange Nacht allein durchquert – dieses Licht ist das einzige echte Abzeichen, das der Wanderer sich selbst verleiht.