Das Stadtzweite Haus ist für mich weit mehr als nur ein Ortsname auf der Karte. Es ist wie ein riesiger Magnet, der die Freizeit unserer Generation fest angezogen hat. Wenn man durch das nicht besonders große Tor tritt, fühlt es sich an, als würde sich dahinter eine autarke kleine Welt verbergen, die immer von Stimmen erfüllt und von Licht und Schatten durchzogen ist. Das Kino, der Tanzsaal und später das laute Karaoke, alles übereinander gestapelt, gefüllt mit unseren jungen, unruhigen Tagen.
Das Kino ist der erste Eindruck, den ich vom Stadtzweiten Haus habe. An einem gewöhnlichen Wochenende in den 80er Jahren saß ich im Kino und sah „Mama, liebe mich noch einmal“. Auf der Leinwand erlebte man die herzzerreißende Trennung zwischen Mutter und Kind, und der schmerzliche Satz „Auf der Welt gibt es nur eine gute Mama“ hallte durch den Saal. Im Dunkeln hörte man das unterdrückte Schluchzen der Zuschauer, das immer wieder aufbrach. Ich biss mir auf die Lippen, doch die Tränen rollten in großen Tropfen über mein Gesicht und brannten heiß auf meinen Wangen. Als das Licht plötzlich anging, sah ich die Gesichter der anderen, die von Tränen gezeichnet waren, und wir schauten uns verlegen an und lächelten. Dieser Film hatte in unseren Herzen eine Wunde aufgerissen, und die Tränen, die flossen, waren das einfachste, weichste und verletzlichste Gefühl der Menschen damals.
Das Kino war ein Ventil für Emotionen, der Tanzsaal war der Ort, an dem wir unsere jugendlichen Flügel ausbreiten konnten. Er versteckte sich tief im Stadtzweiten Haus, und wenn man die schweren Schallschutz-Türen öffnete, wurde man von einer Welle heißer Luft und einem komplexen Geruch empfangen: Parfüm und Schweiß. Die Lichter flackerten verführerisch, und die rotierende Discokugel spritzte das Licht auf die tanzenden Silhouetten. Auf der Tanzfläche bewegten sich Männer und Frauen, mal ungeschickt, mal geübt, im Takt der Musik. In der Luft lag eine vorsichtige Aufregung und ein Gefühl des Ausprobierens. An den Wochenenden war dies unser „Treffpunkt“.
Eines Abends verabredete ich mich mit drei guten Kolleginnen aus der Fabrik. Wir „Mädchen“ hatten uns extra neue Kleider angezogen und uns schick frisiert, voller unbeschreiblicher Vorfreude betraten wir den Tanzsaal. Kaum hatten wir an einem kleinen runden Tisch in der Ecke Platz genommen und ein Erfrischungsgetränk bestellt, bemerkten wir an einem Nachbartisch vier gepflegte, blasse „Jungs“, die in etwa in unserem Alter waren. Sie unterhielten sich leise und schauten immer wieder zu uns herüber. Tatsächlich, als ein sanfter langsamer Walzer erklang, stand einer der großen Jungs auf, kam höflich zu uns herüber und lächelte: „Darf ich Sie, meine Damen, zu einem Tanz einladen?“
Vier gegen vier, es schien eine vorher festgelegte Übereinstimmung zu sein. Er ging direkt auf mich zu, neigte sich leicht und streckte mir die Hand entgegen: „Ich heiße Xiao He, darf ich Sie um einen Tanz bitten?“ Unter dem Licht hatte er einen klaren Blick und ein sanftes Lächeln. Mein Herz schlug schneller, und ich reichte ihm die Hand.
Auf der Tanzfläche standen die Leute dicht beieinander, und selbst das Umdrehen war etwas unbeholfen. Xiao Hes Schritte waren stabil, er führte mich, ohne ungeschickt zu wirken. Während er tanzte, stellte er leise vor: „Das war gerade ein Blues, und jetzt… nun, das ist ein Tango.“ Er passte seine Haltung leicht an und deutete an, dass ich mein Körpergewicht leicht nach vorne verlagern sollte, um näher zu kommen. „Tango, das ist das Gefühl, das zählt, wie beim Gehen, aber jeder Schritt muss auf dem Rhythmus des Schwertes stehen, es muss Kraft und Pausen geben, es ist die Poesie des Gehens.“ Seine Stimme war nicht laut, aber sie übertönte klar die Musik und hatte eine intellektuelle Ernsthaftigkeit. Ich bemühte mich, seinen Anweisungen zu folgen und versuchte unbeholfen, diese „Pausen“ nachzuahmen, während mir das Gesicht heiß wurde und meine Handflächen leicht schwitzten. Später beim Plaudern erfuhr ich, dass die vier Jungs frisch von der Guangzhou Broadcasting Academy waren. An diesem Abend, im flackernden Licht und auf der etwas überfüllten Tanzfläche, hinterließ ein Gefühl, das eine Mischung aus Neugier, Schüchternheit und leiser Aufregung war, einen klaren Eindruck in meinem Herzen, wie der Rhythmus des Tangos. Xiao He hatte später eine Zeit lang um mich geworben, lud mich ins Kino ein und zum Spazierengehen, aber letztendlich war es nicht genug Schicksal, um zusammenzukommen. Ich hörte, dass er später nach Shenzhen ging, um dort zu arbeiten. Doch dieser Winkel im Tanzsaal des Stadtzweiten Hauses bleibt in meiner Erinnerung mit einem besonderen Schimmer behaftet.
Die Zeit vergeht, und das Stadtzweite Haus verändert sich. In der Mitte der 90er Jahre erfasste der Karaoke-Trend das ganze Land, und im Stadtzweiten Haus eröffnete ebenfalls ein Karaoke, das einen sehr auffälligen Namen trug – „Sängerbühne“. Die Einrichtung war nicht gerade luxuriös, aber das Neonlicht des Schildes war grell. Bei einem Klassentreffen schlug jemand vor, zur „Sängerbühne“ nostalgisch zu sein. Als wir den Raum betraten, sahen wir, dass die Wände mit tiefrotem Samt bezogen waren, um ein gewisses „Hochwertigkeitsgefühl“ zu erzeugen. Ein riesiger Bildschirm, flackernde Liedtexte und ohrenbetäubende Begleitmusik, alles dröhnte.
Das Mikrofon wechselte zwischen einigen aktiven Alumni, und die Cantopop-Hits wurden nacheinander gesungen, bis die Stimmen heiser waren und die Melodien oft schief klangen, was zu allgemeinem Gelächter führte. Jemand bestellte „Echter Mann“ von Lin Zixiang und schrie mit voller Kehle, während die Adern an seinem Hals anschwollen; jemand anderes wählte „Mit dem Strom schwimmen“ von Xu Xiaofeng und sang mit einem Gefühl von Wehmut. Ich saß auf der Couch in der Ecke und beobachtete die mir vertrauten, aber auch fremden Gesichter, die im hypnotisierenden Licht schwankten, lärmten und sich vergnügten. Die riesigen Lautsprecher dröhnten und ließen mein Herz vibrieren, und man musste schreien, um sich zu unterhalten. Das war nicht mehr das schüchterne, zaghafte Gefühl im Tanzsaal von damals, sondern eher eine Art lärmende Befreiung, ein Drang, sich zu beweisen, dass man nicht zurückgeblieben war. Es war zwar lebhaft, aber ich hatte immer das Gefühl, dass etwas in meinem Inneren fehlte.
Die Tage vergehen schnell, und das Stadtbild verändert sich mit großen Abrissen und Neubauten. Vor einigen Jahren ging ich zufällig am Stadtzweiten Haus vorbei und stellte plötzlich fest, dass dieser vertraute Ort etwas fremd geworden war. Der Tanzsaal, der einst hell erleuchtet und voller Musik war, der Eingang mit seiner rotierenden Discokugel und dem glatten Boden, war längst verschwunden, und an seiner Stelle blieb nur ein leerer Raum, als hätte es dort nie eine Nacht gegeben, die das Herz der jungen Leute höher schlagen ließ. Die „Sängerbühne“ war ebenfalls spurlos verschwunden, als wäre ein Wind darüber gefegt, und die heiseren Gesänge, das flackernde Neonlicht und die gewisse Lärmerregung dieser Zeit waren einfach weggeblasen worden, ohne eine Spur zu hinterlassen. An ihre Stelle traten einige neue, glänzende Fassaden, die die Dinge verkauften, nach denen die heutigen jungen Leute streben.
Heute, wenn ich gelegentlich am Stadtzweiten Haus vorbeigehe und in der Nähe des vertrauten großen Tores stehe, sehe ich die hastig ein- und ausgehenden fremden Gesichter. Das Tor scheint immer noch dasselbe zu sein, aber die kleine Welt, die uns einst fesselte und voller Freude und Herzklopfen war, ist letztendlich verschwunden. Sie ist wie ein sturer alter Freund, das Äußere hat sich verändert, das Gerüst bleibt, aber die Seele darin hat sich im Fluss der Zeit still und leise gewandelt. Als Xiao He mir im Tanzsaal das Tanzen beibrachte, schien der Duft von leichtem Parfüm, vermischt mit dem Geruch von Blumenwasser, noch in einer Ecke meiner Erinnerung zu schweben. Dieser Duft, zusammen mit den nächtlichen Licht- und Schattenspielen, ist zu einem Fass Wein geworden, das das alte Guangzhou in meinem Herzen gebraut hat, mit einem komplexen Geschmack, voller Lachen und Tränen, voller Lärm und Stille, je älter, desto klarer. Das Stadtzweite Haus einer Generation ist letztendlich zu einem nicht reproduzierbaren Koordinatenpunkt in der Erinnerung unserer Generation geworden. Der Abendwind weht, mit etwas Feuchtigkeit des Perlflusses und dem Aroma von Straßenständen, und im Nebel scheint es, als würden wieder einige junge Gestalten in bunten Kleidern unter dem Tor des Stadtzweiten Hauses vorbeihuschen, lächelnd, bereit, in die Nacht einzutreten, die hell erleuchtet und voller Musik ist – die Nacht, die nur uns gehört und in die wir nie zurückkehren können.