In den weiten Prärien des Bundesstaates Montana in den USA liegt ein kleines Städtchen namens Ginnell. Es ist wie eine von der Zeit vergessene Perle, die still in den Armen der Rocky Mountains eingebettet ist. Hier gibt es keine hohen Gebäude, keinen Verkehrslärm, nur niedrige Holzhäuser, wild wogende Blumen im Wind und den Rauch, der morgens von den Dächern aufsteigt. Die Menschen im Städtchen kennen sich gut, Kinder jagen sich an der Straßenecke, ältere Menschen sonnen sich auf der Veranda, das Leben ist langsam und friedlich.

Eine gewöhnliche Familie

John Harrison und seine Frau Emily leben in diesem kleinen Städtchen. Sie sind keine Reichen und keine Berühmtheiten, sondern zwei ganz gewöhnliche Menschen. John arbeitet als Manager in der Versicherungsgesellschaft des Städtchens, Emily ist Lehrerin in der dritten Klasse der Grundschule. Ihr Zuhause ist ein hellgelbes zweigeschossiges Holzhaus, vor dem sich ein kleiner Garten mit Lavendel, Rosen und einigen Sonnenblumen erstreckt. Im Sommer erfüllt der Blumenduft die Luft, die Bienen summen, und das Lachen der Kinder hallt im Garten wider.

Sie haben zwei Kinder – die sechsjährige Lily und den vierjährigen Ben. Lily ähnelt ihrer Mutter, ist ruhig und liest gerne, während sie mit einem Märchenbuch am Fenster sitzt; Ben hingegen ist ganz der Vater, lebhaft und aktiv, am liebsten fährt er mit seinem kleinen Fahrrad im Garten im Kreis und imitiert das Geräusch der Feuerwehr mit „Wuhuu Wuhuu“.

Dieses Zuhause ist gewöhnlich, aber warm, wie eine Lampe, die sanft im Wind schwingt und jede Ecke des Lebens erhellt.

Die lange vermisste „Zweierreise“

In diesem Sommer erhielt John die Gelegenheit, an einer Branchenfortbildung in Seattle teilzunehmen, die fünf Tage dauern sollte. Für ihn war das eine seltene Chance zur beruflichen Weiterentwicklung, und Emily hatte gerade Urlaub beantragt, also beschlossen sie, diese Gelegenheit zu nutzen und eine lange vermisste „Zweierreise“ zu machen – sie vertrauten die Kinder der Nachbarin Tante Martha an.

Martha ist eine pensionierte Krankenschwester, über sechzig Jahre alt, mit grauen Haaren und einem freundlichen Blick. Sie wohnt nebenan und hat ein sehr gutes Verhältnis zur Familie Harrison. Die Kinder nennen sie „Oma Martha“, weil sie immer gerne Kekse für sie backt und Geschichten aus dem Wilden Westen erzählt. Vor der Abreise überprüfte Emily immer wieder die Kleidung, Spielzeuge und Snacks der Kinder und klebte extra eine Liste mit Notfallkontakten und Medikamenten an den Kühlschrank.

„Martha, ich danke dir wirklich sehr.“ Emily hielt ihre Hand fest.

„Mach dir keine Sorgen, die Kinder sind bei mir sicherer als bei euch.“ Martha lächelte und klopfte ihr auf die Schulter.

John küsste zum letzten Mal die Stirn der Kinder, Lily umarmte sein Bein und sagte: „Papa, komm bald zurück.“ Ben hielt sein kleines Feuerwehrauto hoch: „Papa, ich will ein Held sein!“

In diesem Moment strahlte die Sonne über den Garten, der Wind bewegte sanft die Vorhänge, und niemand hätte gedacht, dass diese Worte einige Tage später auf eine erschreckende Weise Realität werden würden.

Ein Blitzgedanke in Seattle

John und Emily hatten eine angenehme Zeit bei der Fortbildung. Sie spazierten am See in Seattle, aßen frischen Lachs und sahen den Sonnenaufgang über dem Mount Rainier. Die Stadt war hell erleuchtet, das Leben schien auf Pause gedrückt zu sein, nur die beiden Figuren waren eng beieinander. Doch in der dritten Nacht wachte John plötzlich aus einem Traum auf.

Draußen schien der Mond wie Wasser, das Hotel war so ruhig, dass man sein eigenes Herz schlagen hören konnte. Er wälzte sich im Bett und konnte nicht schlafen, in seinem Kopf tauchten immer wieder die schlafenden Gesichter der Kinder auf – Lily mit ihrer Puppe, Ben zusammengekrümmt in seiner kleinen Decke. Ein unbestimmtes Unbehagen umschlang ihn wie eine Ranke und wurde immer enger.

„Emily,“ sagte er leise, „ich möchte nach Hause schauen, nur für einen Tag, okay? Die Kinder sind noch klein, ich mache mir ein wenig Sorgen.“

Emily öffnete die Augen, überrascht: „Wir sind erst seit drei Tagen weg, was ist los?“

„Ich kann es nicht genau sagen… ich fühle mich einfach unruhig.“ Johns Stimme war gedämpft, „vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken.“

Emily schwieg einen Moment, sah die Besorgnis in Johns Augen und nickte schließlich: „Gut, wir fahren morgen zurück.“

Ein Lichtstrahl in den Flammen

Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Rückweg. Die Reifen rollten über Montanas gerade Straßen, zu beiden Seiten erstreckten sich sanfte Weizenfelder und verstreute Ranches. In der Ferne grasten Kühe, und Adler kreisten am Himmel. Als die Sonne unterging, näherten sie sich Ginnell. An einer Kurve, nur drei Meilen von zu Hause entfernt, zog plötzlich eine Rauchwolke in ihr Sichtfeld.

„Oh mein Gott!“ rief Emily, „ist das nicht das Haus der Flayts?“

In der Ferne wurde ein vertrautes rotes Backsteinhaus von Flammen verschlungen. Die Zungen des Feuers schossen aus den Fenstern, wie ein brüllendes Ungeheuer. Der Rauch stieg in dichten Wolken auf und wirkte im Abendrot besonders grimmig. Die Sirenen waren noch nicht zu hören, nur das Knistern der Flammen und das Krachen des brechenden Holzes hallte über die weite Prärie.

John trat instinktiv auf die Bremse. Er ließ das Fenster herunter, eine Hitzewelle schlug ihm entgegen, die Luft war durch den stechenden Geruch von verbranntem Holz und Plastik erfüllt. In diesem Moment kam eine Frau taumelnd auf sie zu – es war Mrs. Flayt, ihre Haare waren zerzaust, ihr Gesicht war voller Ruß und Tränen, ein Teil ihres Nachthemds war bereits verbrannt, und sie hatte einen Fuß barfuß.

„Bitte! Rettet meine Kinder! Sie sind noch im Keller!“ Sie fiel fast auf die Knie, ihre Stimme war heiser, „zwei Kinder… und das Kind eines Freundes… sie sind alle unten!“

John zögerte nicht, griff nach dem Camping-Eimer im Kofferraum, rannte zum Wassergraben am Straßenrand und füllte ihn mit Wasser, um sich von Kopf bis Fuß zu begießen und seine Kleidung zu durchnässen. Er atmete tief ein und sagte zu Emily: „Pass auf sie auf, ich gehe Menschen retten.“

„John! Geh nicht! Es ist zu gefährlich!“ Emily hielt seinen Arm fest, ihre Stimme zitterte.

„Wenn das unsere Kinder wären, was würdest du dir wünschen, dass andere tun?“ Er löste sanft ihre Hand und sein Blick war fest wie Eisen.

Er war wie ein Lichtstrahl, der in die Flammen stürzte.

Im Inneren war der Rauch dicht, die Sicht betrug weniger als einen Meter. Die Hitze brannte auf der Haut, jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er Klingen einatmen. Er tastete sich aus dem Gedächtnis ins Wohnzimmer und fand die Treppe zum Keller – die Holzstufen waren bereits glühend heiß. Er kroch weiter und fand schließlich in der Ecke des Abstellraums zwei Kinder, die fast ohnmächtig vom Rauch waren. Er schützte sie mit seinem Körper und kroch Schritt für Schritt aus dem Feuer.

„Schnell! Fang sie auf!“ Er übergab die beiden Kinder an Emily, selbst sank er erschöpft zu Boden, keuchend, sein Gesicht war voller Ruß und seine Arme hatten Blasen.

„Es gibt noch… noch zwei Kinder…“ sagte Mrs. Flayt zitternd, „das Kind eines Freundes… ist auch hier…“

John sah auf, sein Blick war fest. Emily hielt seinen Arm fest: „John! Geh nicht! Du wirst sterben!“

Er löste sanft ihre Hand, seine Stimme war heiser, aber fest: „Wenn das unsere Kinder wären, was würdest du dir wünschen, dass andere tun?“

Er stürzte erneut in die Flammen.

Diesmal war das Feuer noch heftiger. Die Decke begann einzustürzen, Funken flogen umher. Er tastete im Dunkeln und rief: „Kinder! Könnt ihr mich hören? Papa ist hier!“

Endlich hörte er in dem hintersten Spielzimmer ein schwaches Schluchzen. Zwei kleine Körper kauerten sich unter dem Sofa – es waren Lily und Ben! Sie trugen kleine Bärenmützen und hielten fest ihre Spielzeuge umarmt.

„Papa…“ rief Lily schwach.

„Habt keine Angst, Papa ist hier.“ John war überrascht zu entdecken, dass die beiden Kinder tatsächlich Lily und Ben waren. Er riss ein Stück seines Hemdes ab, um ihre Mund und Nase zu bedecken, hielt sie fest an seiner Brust und schützte sie mit seinem Körper vor herabfallenden brennenden Gegenständen, während er Schritt für Schritt aus dem Feuer stürmte.

Als er die Kinder in Emilys Arme legte, fühlte er sich, als wäre ihm die Kraft entzogen worden. Er kniete auf dem Boden, seine Lippen waren blau, sein Gesicht und seine Arme waren voller Brandwunden. Emily hielt die Kinder, Tränen strömten wie ein gebrochener Damm, plötzlich schrie sie: „Unsere Kinder! Wie… wie könnt ihr hier sein?!“

Es stellte sich heraus, dass Tante Martha an diesem Tag kurzfristig etwas Dringendes erledigen musste und die Kinder für eine Nacht bei der Nachbarin Mrs. Flayt gelassen hatte – sie dachte, es wären nur ein paar Stunden, aber sie hatten nicht mit diesem großen Feuer gerechnet.

Das Heulen des Krankenwagens wurde endlich lauter. Als die Sanitäter John auf die Trage hoben, öffnete er mühsam die Augen, sah seine Frau und Kinder unversehrt und lächelte leicht: „Ich… bin zurück.“

Buddha sagte: „Säe gute Samen, ernte gute Früchte; säe schlechte Samen, ernte schlechte Früchte.“

In dem Moment, als John in die Flammen stürzte, säte er einen „guten Samen“. Er zählte nicht die Kosten, wog nicht Leben und Tod ab, sondern handelte aus Mitgefühl und Verantwortung. Und das Schicksal ließ ihn auf die unglaublichste Weise die „guten Früchte“ ernten – die, die er mit seinem Leben beschützen wollte, waren seine eigenen Kinder.

Ist das nicht die wahre Darstellung des buddhistischen Prinzips von „Ursache und Wirkung“?

Im Dhammapada steht: „Unterschätze nicht das kleine Gute, weil du denkst, es bringt kein Glück; auch wenn der Wassertropfen klein ist, füllt er allmählich das große Gefäß.“

Unterschätze keine kleine gute Tat, denn wie der Wassertropfen, der klein ist, kann er mit der Zeit ein großes Gefäß füllen. Johns Güte ist kein überwältigender Akt, sondern entspringt der Ehrfurcht eines gewöhnlichen Menschen vor dem Leben und dem Mitgefühl für das Leid anderer. Es ist genau diese „gute Absicht“, die im Räderwerk des Schicksals leise die Waage zwischen Leben und Tod verschob.

Der Buddhismus spricht von „Ursprung und Leere“, dass alle Phänomene aus Bedingungen und Zusammenhängen entstehen. John und die Familie Flayt sind nicht blutsverwandt, doch durch ein Feuer und sein Mitgefühl entstand eine unglaubliche „gute Verbindung“. Und diese „Verbindung“ rettete letztendlich seine eigene Familie.

Das erinnert an einen Satz aus dem Diamant Sutra: „Man sollte sein Herz ohne Anhaftung entwickeln.“

Wahre gute Taten sollten nicht an Belohnungen haften, sie sollten nicht an „Ich“, „Menschen“, „Lebewesen“ oder „Lebensdauer“ haften. Als John Menschen rettete, hatte er nicht im Kopf, „wen rette ich“, sondern nur „jemand braucht Hilfe“. Gerade weil er „ohne Anhaftung“ war, war seine Güte so rein, so kraftvoll und so bewegend für Himmel und Erde.

„Große Mitgefühl ohne Bedingungen, großes Mitleid mit dem gleichen Körper.“

Das ist die höchste Interpretation von Mitgefühl im Buddhismus.

„Große Mitgefühl ohne Bedingungen“ – selbst wenn man mit dem anderen nichts zu tun hat, ist man bereit, Freude zu schenken;

„Großes Mitleid mit dem gleichen Körper“ – selbst wenn der andere ein Fremder ist, fühlt man sein Leid mit.

Johns Handeln ist genau die Verkörperung dieses großen Mitgefühls. Er kannte die Kinder der Familie Flayt nicht, war aber bereit, sein Leben zu riskieren. Sein Körper wurde von den Flammen verbrannt, seine Lunge wurde vom Rauch angegriffen, aber in seinem Herzen war nur ein Gedanke: „Rette die Kinder.“

Und das Wunder geschah nicht zufällig, sondern war die Notwendigkeit, dass „Herz und Universum in Resonanz stehen“.

Wenn dein Herz mit dem Leid der Lebewesen verbunden ist, wird das Universum dir antworten.

Johns Geschichte lässt uns auch die Grenzen zwischen „Selbst“ und „anderen“ neu überdenken.

Im Buddhismus gilt: „Ich“ ist kein isoliertes Dasein. Wir sind mit allem verbunden, eins mit allen Lebewesen. Anderen zu schaden, schadet sich selbst; anderen zu nützen, nützt sich selbst. Wenn John damals die Wahl getroffen hätte, gleichgültig zu gehen, hätte er vielleicht sich selbst retten können, aber verloren hätte er die Integrität der ganzen Familie und den Frieden seines Geistes.

Im Vimalakirti Sutra steht: „Wenn ein Bodhisattva das Reine Land erreichen möchte, sollte er sein Herz reinigen; je reiner sein Herz ist, desto reiner ist das Buddha-Land.“

Die äußere Welt ist ein Spiegelbild des inneren Herzens. Eine Person, die Liebe und Mitgefühl im Herzen hat, wird in einer Welt leben, die voller Licht und Wunder ist.

Johns Herz ist rein, deshalb wird jeder Ort, an den er kommt, zum Reinen Land.

Fazit: Ein Lächeln für die Welt, ein Wunder zurückgeben

John erlebte später eine lange Genesung. Seine Arme und sein Rücken trugen bleibende Narben, aber er bereute es nie. In einem Interview sagte er:

„Ich bin kein Held. Ich habe nur das getan, was jeder Vater tun würde. Wenn ich an diesem Tag nicht da gewesen wäre, hätte ich gewünscht, dass andere das Gleiche für meine Kinder tun.“

Dieser Satz stimmt mit der buddhistischen Praxis des „Austauschs von Selbst und anderen“ überein – bereit, für andere zu leiden, bereit, Freude anderen zu schenken.

Heute erzählen die Menschen in Ginnell immer noch diese Geschichte. Sie ist nicht mehr nur eine Legende von „guten Menschen, die belohnt werden“, sondern eine moderne Fabel über Ursache und Wirkung, Mitgefühl und Erwachen.

Möge jeder von uns sich erinnern:

  • Jede freundliche Handlung ist ein Samen für zukünftiges Glück;
  • Jede Reaktion auf das Leid anderer reinigt das eigene Herz;
  • Jedes Lächeln, das du der Welt gibst, wird letztendlich in Form eines Wunders zu dir zurückkehren.

Buddha sagte:

„Das Herz ist wie ein Künstler, der die fünf Skandhas malt.“

Dein Herz ist der Pinsel deines Schicksals.

  • Male Mitgefühl, und du wirst Licht erhalten;
  • Male gute Taten, und du wirst Wunder erhalten.

Gib der Welt ein Lächeln,

der gute Samen, den du säst,

wird letztendlich im langen Fluss der Wiedergeburt,

die schönsten Blumen blühen und die süßesten Früchte tragen.

Benutzer, denen gefallen hat