Zwei Uhr morgens, Li Ran schaltete den Computer aus und rieb sich die müden Augen.
Er hatte gerade seine 47. Bewerbung abgeschickt.
Vor drei Jahren war er ein mittlerer Manager in einem großen Internetunternehmen, mit einem Monatsgehalt von 30.000 Yuan, Hypothek, Autokredit und Babynahrung – alles schien auf dem richtigen Weg zu sein.
Heute ist er ein „hochbetagter Arbeitsloser“, seine Bewerbungen verschwinden im Nichts, und in den Augen der Interviewer steht geschrieben: „In deinem Alter, kannst du noch neue Dinge lernen?“
In einer anderen Stadt sitzt die 22-jährige Lin Xiaoyu in ihrer Mietwohnung und scrollt durch Job-Apps.
Sie hat gerade ihren Abschluss an einer normalen Universität gemacht und voller Erwartungen ihre 83. Bewerbung abgeschickt.
„Erfordert 3 Jahre Erfahrung“, „Bevorzugt 985/211“, „Stellen sind bereits besetzt“…
Sie beginnt sogar zu zweifeln: Ist das Studium von vier Jahren nur dazu da, um ein Ticket für „langsame Beschäftigung“ zu bekommen?
Das ist kein Einzelfall.
Das ist die Realität des Arbeitsmarktes in China im Jahr 2025:
- Auf der einen Seite schwebt die „Krise mit 35“ wie ein Schatten, während die Mittleren in der Welle von Entlassungen ängstlich sind;
- Auf der anderen Seite wird die „Beschäftigungssituation für Hochschulabsolventen“ immer schlimmer, während die Absolventen in der „Inneren Konkurrenz“ keinen Zugang finden.
Sie sind alle in demselben System gefangen – einem System, das nur „junge Menschen“ willkommen heißt, nur „gehorsame“ belohnt und nur „Ersatzfähigkeit“ toleriert.
Und die Ausgänge dieses Systems werden nach und nach zugeschweißt.
Aber gibt es wirklich keinen Ausweg?
Nein.
Es gibt einen Weg, der von immer mehr Menschen stillschweigend beschritten wird –
die Gründung eines „Ein-Personen-Unternehmens“.
Das ist keine Flucht, kein „Liegenbleiben“, sondern ein stiller Durchbruch.
Es geschieht unauffällig, aber es verändert die Definition von „Erfolg“.
Heute werden wir diese „Zwiebel“ schälen, Schicht für Schicht, um zu verstehen, warum –
wenn der Weg des Arbeitens blockiert ist, das Unternehmertum, insbesondere das „Ein-Personen-Unternehmen“, zur Lebensader für gewöhnliche Menschen wird.
Erste Schicht: Die Mauer des Systems – Warum ist 35 die „Berufstodeslinie“?
„Unter 35 Jahren“ – diese Worte sind wie ein unsichtbares Messer, das vor den Karrieren unzähliger Menschen schwebt.
Die Prüfungen für Beamte, die Rekrutierung von Institutionen, die soziale Rekrutierung großer Unternehmen und sogar einige Stellen in Fabriken schreiben klar: Unter 35 Jahren.
Warum 35 Jahre?
Nicht 30, nicht 40, sondern genau 35?
Das geht auf das Jahr 1994 zurück.
In diesem Jahr wurden in den „Vorläufigen Bestimmungen zur Einstellung von Staatsbeamten“ erstmals „unter 35 Jahren“ festgelegt.
In den letzten dreißig Jahren hat sich diese Linie von staatlichen Institutionen auf Staatsunternehmen und private Unternehmen ausgeweitet und ist schließlich zur „unwritten rule“ des gesamten Arbeitsmarktes geworden.
Hinter dieser Regel steht eine ganze Logik aus der industrialisierten Ära:
Junge Menschen = hohe Lernfähigkeit, hohe Bereitschaft zu Überstunden, niedrige Arbeitskosten, hohe Ersetzbarkeit.
Mitarbeiter über 35 Jahren werden mit dem Etikett „hohe familiäre Belastung, festgefahrenes Denken, nachlassende körperliche Fähigkeiten, hohe Gehaltsforderungen“ versehen.
So wurde 35 Jahre zum „chinesischen Mittelalter“.
- Du bist nicht mehr „Humanressource“, sondern „Personalkosten“.
- Du bist nicht mehr „Potenzialträger“, sondern „Risikoobjekt“.
Aber diese Logik ist längst überholt.
Das Medianalter der Bevölkerung in China hat 35 Jahre überschritten, und die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung sinkt kontinuierlich.
Während man „Schwierigkeiten bei der Rekrutierung“ ruft, schließt man Menschen über 35 Jahre aus.
Das ist nicht nur absurd, sondern auch eine enorme Verschwendung von Humanressourcen.
Und noch absurder ist –
35-Jährige sind oft in der Phase mit den meisten Erfahrungen, den solidesten Fachkenntnissen und der besten Stressresistenz.
Sie werden nicht „ausgesondert“, sondern systematisch „verworfen“.
Zweite Schicht: Abwertung von Abschlüssen – Warum haben immer mehr Hochschulabsolventen immer mehr Schwierigkeiten, einen Job zu finden?
Wenn 35 Jahre die „Decke“ für Mittlere ist,
dann ist die „Abwertung von Abschlüssen“ der „Abstiegskanal“ für Hochschulabsolventen.
Im Jahr 2025 wird die Zahl der Hochschulabsolventen in ganz China voraussichtlich 12 Millionen erreichen.
Und die Phänomene „langsame Beschäftigung“ und „verzögerte Beschäftigung“ sind weit verbreitet; einige machen ein zweites oder drittes Mal ihren Master, andere liegen einfach „zu Hause rum“.
Warum?
Weil der Markt nicht so viele „standardisierte Talente“ benötigt.
Früher war die Universität „Elitenausbildung“, ein Abschluss = ein guter Job.
Heute ist die Universität „Massenbildung“, das Diplom ist zum „Zugangsticket“ geworden, und nach dem Zugang wirst du feststellen –
wenige Stellen, viel Konkurrenz, hohe Erfahrungserfordernisse, aber die Gehälter steigen nicht.
Unternehmen ziehen es vor, einen „erfahrenen alten Hasen“ einzustellen, als einen „frischgebackenen Absolventen ohne Erfahrung“ auszubilden.
So geraten Hochschulabsolventen in einen Teufelskreis:
Keine Erfahrung → keinen Job finden → keine Erfahrung sammeln können → noch weniger Jobs finden.
Noch ironischer ist, dass einige Stellen sogar für „Schrauben drehen“ einen Abschluss von mindestens Fachhochschule verlangen.
Der Abschluss ist zur Hürde geworden, aber kein Beweis für Fähigkeiten.
Wir haben eine Reihe von „hochqualifizierten, niedrigqualifizierten“ Menschen ausgebildet und ihnen dann gesagt: „Die Gesellschaft braucht dich nicht“.
Dritte Schicht: Systemversagen – Wenn Arbeiten nicht mehr die „Sicherheitszone“ ist
Früher glaubten wir:
Gut lernen → an die Universität kommen → einen Job finden → ein Haus kaufen und heiraten → ein stabiles Leben führen.
Das war der „Standardlebensweg“.
Aber jetzt ist dieser Weg zusammengebrochen.
Entlassungen in großen Unternehmen, das Platzen von Bildungsunternehmen, der Rückgang des Immobilienmarktes, das Nachlassen der Internetdividende…
„Stabile“ Jobs sind über Nacht extrem instabil geworden.
Und die „Krise mit 35“ und die „Schwierigkeiten bei der Beschäftigung von Hochschulabsolventen“ sind nur zwei Seiten derselben Medaille:
Das System benötigt keine „Menschen“ mehr, es benötigt nur „Schrauben“.
Du bist jung, du bist gehorsam, du bist billig, also bleibst du;
du bist älter, du hast Ideen, du bist teuer, also gehst du.
So sind wir in einem „inneren Konkurrenzsystem“ gefangen:
Konkurrenz um Abschlüsse, Konkurrenz um Überstunden, Konkurrenz um KPIs, Konkurrenz um „Wolfskultur“.
Aber am Ende der Konkurrenz stellt man fest, dass der Preis ein „jederzeit ersetzbarer Vertrag“ ist.
Arbeiten ist nicht mehr die Treppe zur Freiheit,
sondern eine Einbahnstraße zur Angst.
Vierte Schicht: Der Durchbruch – Warum ist es ein „Ein-Personen-Unternehmen“?
Als dieses System scheinbar unlösbar war, tauchte ein neuer Weg leise auf:
Ein-Personen-Unternehmen.
Es ist nicht das traditionelle „Unternehmertum“ –
es benötigt kein Startkapital von Hunderttausenden, kein Team, kein Büro, nicht einmal eine „Branchenumwälzung“.
Es ist eine Art Mikro-Unternehmertum, ein persönliches Geschäftsmodell, eine Möglichkeit, sich gegen das System zu wehren.
Was ist ein „Ein-Personen-Unternehmen“?
Einfach gesagt, es ist:
Eine Person, eine Fähigkeit, eine Marke, ein Unternehmenssubjekt.
Du bist sowohl der Chef als auch der Mitarbeiter; sowohl das Produkt als auch der Verkäufer.
Es könnte sein:
- Ein freiberuflicher Designer, der PPT-Designs macht, ein Unternehmen gründet und über 30.000 Yuan im Monat verdient;
- Ein Programmierer, der sich mit KI auskennt, kleine Tools entwickelt und an kleine und mittlere Unternehmen verkauft, mit einem Jahreseinkommen von über einer Million;
- Ein Elternblogger, der durch bezahltes Wissen und Community Monetarisierung die Fesseln des Arbeitsmarktes ablegt;
- Ein pensionierter Lehrer, der Online-Nachhilfekurse anbietet und mit Erfahrung Freiheit gewinnt.
Es strebt nicht danach, „groß und stark“ zu werden, sondern verfolgt „klein, schön, stabil und langlebig“.
Fünfte Schicht: Die grundlegende Logik des Ein-Personen-Unternehmens – Hebel, Marke, Freiheit
Warum kann das „Ein-Personen-Unternehmen“ der Durchbruch sein?
Weil es die Logik von „Erfolg“ neu definiert.
1. Hebelwirkung persönlicher Fähigkeiten
Traditionelles Arbeiten bedeutet, deine Zeit = Geld, und es gibt eine Obergrenze.
Im Ein-Personen-Unternehmen kannst du durch Produktisierung, Automatisierung und Digitalisierung eine Zeitspanne mehrfach verkaufen.
Zum Beispiel:
- Beratungsdienste in Kurse umwandeln und an 1000 Personen verkaufen;
- Ein SaaS-Tool entwickeln, das automatisch Gebühren erhebt;
- Ein E-Book schreiben, das kontinuierlich Tantiemen generiert.
Du verkaufst nicht mehr „Zeit“, sondern „Systeme“.
2. Die Person ist die Marke
Im Informationszeitalter gilt: Vertrauen = Traffic = Geld.
Das größte Vermögen des Ein-Personen-Unternehmens ist der Gründer selbst.
- Du baust durch Content-Produktion (Artikel, Videos, Live-Streams) ein professionelles Image auf, sammelst Follower und verwandelst „Einfluss in Geld“.
- Du benötigst keine große Unternehmensbestätigung, dein Werk ist die Bestätigung.
- Du benötigst keine HR-Sichtung, die Kunden kommen aktiv zu dir.
3. Wahre Freiheit
Das Ein-Personen-Unternehmen verspricht nicht „schnellen Reichtum“, sondern „Selbstbestimmung“.
Du kannst:
- Die Arbeitszeiten bestimmen;
- Kunden und Projekte auswählen;
- Das Einkommensmodell festlegen;
Du kannst sogar mit dem Laptop nach Dali oder Chiang Mai reisen und gleichzeitig arbeiten und leben.
Diese Freiheit kann dir ein Job niemals bieten.
Sechste Schicht: Wie macht man den ersten Schritt? – Der Übergangsweg vom „Arbeiter“ zum „Ein-Personen-Unternehmen“
Viele Menschen fragen: Ich habe keine Ressourcen, keine Kontakte, keine Erfahrung, wie kann ich ein Unternehmen gründen?
Die Antwort lautet: Beginne mit einem „Nebenjob“ und teste mit einem „minimal funktionsfähigen Unternehmen“.
Erster Schritt: Finde deine „monetarisierbare Fähigkeit“
Es geht nicht darum, „was ich kann“, sondern darum, „was Geld einbringt“.
Zum Beispiel:
Schreiben, Design, Programmierung, Übersetzung, Beratung, Schulung, Schnitt, Sprachaufnahme, E-Commerce-Management …
Schritt zwei: Eine persönliche Marke aufbauen
Wert kontinuierlich auf Plattformen wie Douyin, Xiaohongshu, WeChat Official Accounts, Zhihu usw. schaffen.
Teile dein Wissen, deine Erfahrungen und Gedanken, um Gleichgesinnte anzuziehen.
Schritt drei: Ein Einzelunternehmen gründen
Das eingezahlte Kapital ist nicht erforderlich;
Wähle einen Kleinunternehmer, um die Steuerlast zu minimieren;
Nehme Aufträge im Namen des Unternehmens an, stelle Rechnungen aus und unterschreibe Verträge, um die Professionalität zu erhöhen.
Schritt vier: Dienstleistungen produktifizieren
Verpacke fragmentierte Dienstleistungen in standardisierte Produkte (wie „PPT-Anpassungspakete“, „Lebenslauf-Optimierungsdienste“);
Nutze Werkzeuge (wie Feishu, WeChat Mini-Programme), um die Effizienz zu steigern.
Schritt fünf: Allmählich von der Arbeit loslösen
Wenn das Nebeneinkommen stabil höher ist als das Haupteinkommen, kannst du kündigen;
oder behalte den Hauptjob und nutze das Einzelunternehmen als „zweite Einkommensquelle“.
Ebene sieben: Risiken und Wahrheiten – Ein Einzelunternehmen ist kein „Wundermittel“
Wir müssen klar sein:
Ein Einzelunternehmen ≠ leicht Geld verdienen, ≠ über Nacht reich werden.
Es birgt ebenfalls Risiken:
- Unregelmäßiges Einkommen;
- Selbstdisziplin erforderlich;
- Kann mit „Vermögensvermischung“ zu gemeinsamer Haftung führen;
- Zu Beginn Einsamkeit und hoher Druck.
Der Schlüssel liegt in: finanzieller Unabhängigkeit, ordnungsgemäßer Verwaltung, Beweissicherung.
Unternehmens- und Privatkonten strikt trennen;
Jährliche Audits, vollständige Buchführung aufbewahren;
Wichtige Entscheidungen schriftlich festhalten.
Andernfalls könnte ein Einzelunternehmen von „beschränkter Haftung“ zu „unbeschränkter Haftung“ werden.
Ebene acht: Die Zukunft ist da – Ein Einzelunternehmen ist ein Trend, keine Wahl
Wir leben in einer Zeit des großen Wandels:
- KI ersetzt repetitive Arbeit;
- Plattformökonomie lässt Individuen aufsteigen;
- Remote-Arbeit bricht geografische Grenzen;
- Konsumaufstieg schafft personalisierte Nachfrage.
Vor diesem Hintergrund wird „Organisation in kleinerem Maßstab, Individualisierung der Fachkompetenz, Netzwerk-Kooperation“ zum neuen Trend.
Ein Einzelunternehmen ist das Produkt dieses Trends.
Es ist kein „Verrat“ an der Arbeit,
sondern eine „Neudefinition“ des eigenen Wertes.
Es negiert nicht das System,
sondern eröffnet einen „parallelen Weg“.
Schlussfolgerung: Dein Unternehmen braucht nur einen Gedanken
Mit 35 Jahren entlassen werden?
Universitätsabsolventen finden keinen Job?
Frage nicht mehr „Warum ich“,
sondern frage: „Was kann ich für mich selbst tun?“
Ein Einzelunternehmen zu gründen, ist eine Möglichkeit, neue Chancen zu schaffen.
Es garantiert dir keinen Erfolg,
aber es gibt dir das Recht zu wählen.
Es verspricht keine finanzielle Freiheit,
aber es gibt dir die Chance, dein Leben zu kontrollieren.
Wenn du merkst, dass der Weg der Arbeit immer enger wird,
schau dich um –
der oft ignorierte kleine Weg könnte der wahre Ausweg sein.
Dein Unternehmen braucht kein Board,
sondern nur einen Gedanken und eine Handlung.
2025,
wird das Jahr der „Krise mit 35“,
und auch das Jahr des Ausbruchs von „Einzelunternehmen“.
Bist du bereit?